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Road closed

Das mit dem Generator müssen wir noch mal üben! Keine der Zeiten, zu denen er wie angegeben laufen soll, stimmt. Wir sind also nicht am frühen Morgen aufgestanden, sondern erst als Christoph um kurz vor neun munter wurde. Er wollte trotzdem die Duschräume nutzen, auch wenn es nur kaltes Wasser geben sollte. Aber siehe da, der Generator sprang dann doch an und wir konnten duschen. Diesmal hat es Lucas erwischt: kein warmes Wasser mehr für ihn. Vielleicht werden ja auch die Damenduschen bevorzugt versorgt?

Guten Mutes fahren wir, nachdem alle die Morgentoilette absolviert hatten und die Vorbereitungen zur Abfahrt erledigt waren, Richtung Fähre. Das längliche, orange Schild auf den metallenen Ständern zeigt an: „Road closed“, Straße geschlossen. Straße ist in diesem Fall mit Fähre zu übersetzen.
Die Wartenden hatten natürlich kein anderes Thema und die Offiziellen meinten, dass alles dafür getan werde, die Verbindung in Gang zu bringen.
Wir entschieden uns kurzer Hand die Wartezeit für unser Frühstück und den gesamten Abwasch (auch vom Vorabend) zu nutzen und machten uns Sandwiches und Oatmeal – die einzige Portion heute nur für Mara.
Da es noch eine Weile länger dauern würde, entscheiden wir in den 11 km entfernten Ort Fort McPherson zu fahren, um zu sehen, ob es dort was zu sehen gibt.
Kurz bevor wir los wollen, hält ein Inuvit bei mir an und meinte: „The ferry may open or may not, who am I to say? If you want information hear radiostation 99.9. (Es könnte sein, dass die Fähre öffnet, vielleicht aber auch nicht. Wer bin ich schon, das zu sagen? Wenn ihr Informationen braucht, dann hört den Radiosender 99.9). Ich war sehr froh, ihn überhaupt verstanden zu haben, da er entweder heute Morgen vergessen hat, sein Gebiss in den Mund zu nehmen, oder er nahezu keine Zähne mehr hat, vermutlich ist zweiteres der Fall, und seine Aussprache damit kaum verständlich für mich war. Aber goldig, dass er überhaupt angehalten hat. Ich schätze ihn auf 60 Jahre, sein Aussehen entspricht aber eher einem europäischen Achtzigjährigen.
Auf der Fahrt nach Fort McPherson hören wir über besagtem Radiosender, dass das einzige Hotel vor Ort wenige Kapazitäten hat und alle Zimmer belegt sind. Auch lässt man die Offizielle des Ministeriums für Infrastruktur und Transportation zu Wort kommen, die glaubhaft verspricht, dass alles getan wird, um die Fähre möglichst schnell wieder in Gang zu bringen. Sie sagt auch, dass aufgrund der neuen Straßenverbindung nach Tuk sehr viele Touristen weder vor noch zurück kämen und sie sich ihrer Verantwortung bewusst seien. Wir haben Glück im Unglück, denn die Zeit drängt uns noch nicht. Insgesamt sind wir sehr gut vorangekommen und haben schon ein paar Tage „eingespart“. Leute, die mit dem Auto mal eben nach Tuk und zurück wollten, sind deutlich schlechter dran als wir, da wir unser Wohn- und Schlafzimmer mit rumfahren. Und wer die Nacht dann im Auto verbringen muss ohne Standheizung, na danke!

Im dortigen „Visitorcenter“ von Fort McPherson sitzen vier Inuvit und essen, es mutet nach ihrem Wohnzimmer an, wie Lucas und Christoph berichten. Zwei Supermärkte und eine Tankstelle machen wir noch unsicher und fahren zurück in die Warteschlange. Vollgetankt, erhoffen wir uns, sobald die Fähre es zulässt, den Rest des gesamten Dempster Highway von 539 km heute noch zu fahren. Wer‘s glaubt, wird selig!

Wir stehen gerade also wieder in der Warteschlange. Ich sitze im Fonds und schreibe, Christoph ist mit den Kindern im Wohnmobil und macht „Aufräumtag“. Wir sind zuversichtlich, dass heute noch was geht, denn die Laster mit Schotter gefüllt, fahren hier ein nach dem anderen ran. Allerdings scheint nicht „unsere“ Seite die prekäre zu sein, sondern die gegenüberliegende. Ihr und wir werden es erfahren, wie es weitergeht.