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Logbucheintrag 29. August 2018, 14:30 Uhr

Wir haben den Dempster unbeschadet überstanden. Das nächste Abenteuer „completed“. Die letzten Kilometer schien uns die Straße neu gemacht worden zu sein, auf jeden Fall besser, als auf der Hinfahrt. Fast klinisch saubere Fahrzeuge begegnen uns in die andere Fahrtrichtung und ich denke mir, dass sie sich wundern werden, wo man sein Auto so einsauen kann, wie wir. Sie werden es erleben. Tatsächlich hat Big Buddy eine ordentliche Schlammkruste. Nur behelfsmäßig haben wir mit etwas Wasser und Haushaltstuch wenigsten das Schloss zu den „Gemächern“, all-in-one, sauber gemacht, und auch mal die Scheiben, das kurze Abstrahlen in Inuvik war „für die Katz“. Der Wagen braucht jetzt wirklich eine gute Wäsche, damit auch wir uns nicht permanent daran dreckig machen. Außerdem lohnt es sich kaum aus dem Fenster zu sehen, da auch die noch recht dreckig sind. Ich freue mich auf die nächste Tankstelle, auf der wir den Wagen richtig abstrahlen.


Auch wird es Zeit mit dem „Aufräumtag“. Der von Christoph und den Kindern ist „in die Hose gegangen“, beziehungsweise in einen Mittagsschlaf gemündet.
269 km vor Ende des Dempster haben wir uns zu einem weiteren Camper, der bereits am Ogilvie Peel Viewpoint stand, dazugesellt und mal wieder „wild“ gecampt. In der Nacht kamen noch ein weiteres Wohnmobil sowie zwei Trucks dazu, die wir aber erst morgens bemerkten.

Hat sich diese Fahrt auf dem Dempster und seiner Verlängerung, die insgesamt 719 km einfach gelohnt, frage ich die Familie. „Auf jeden Fall, wir haben Belugas gesehen“, kommt von Mara, „auch die Natur war ganz toll, es ist nur mega-anstrengend“. „Ich fand die Straße interessant, was völlig anderes, als das, was ich je gesehen habe“. Auch wenn wir nicht die besten Witterungs- und Straßenverhältnisse vorgefunden haben, so haben doch alle einen Eindruck bekommen, wie es sein kann, am Ende der Welt zu leben. Die Bauweise der Häuser auf Stelzen, ca. 60-80 cm hoch, damit Luft unter den Häusern zirkulieren kann und der Permafrost nicht darunter aufweicht. Einen Gemeinschaftskühlschrank hat die Kommune in den Permafrost hineingebaut und so können die großen Vorräte für den Winter dort gelagert werden.
Wiederkommen möchte ich nicht. Nicht, weil ich es nicht als lohnenswert erachten würde, sondern weil ich gerne die Erinnerung, wie es vor 25 Jahren dort aussah, als an den Häusern überall Stockfisch zum Trocknen hing und der Ort deutlich kleiner war, in meinem Herzen behalten möchte. Ich hoffe sehr, dass der Fortschritt behutsam dort Einzug hält und auch die Touristen sich der Verantwortung bewusst sind, was sie mit der Erkundung dieser entlegenen Gegend dem Ort antun können. Man sollte auch etwas Geld da lassen und nicht nur den selbst produzierten Müll. Immerhin 30$ verlangen sie für einen Stellplatz pro Nacht. Das ist der teuerste bisher.

Der Klondike Highway bringt uns nun wieder in Richtung Whitehorse. Unser Tagesziel ist noch unbekannt, aber das ist gerade völlig unerheblich, da das Fahren auf Asphalt ein deutlich angenehmeres ist, als auf der Schotterpiste. Mara und Lucas schauen auf ihren mobilen Endgeräten zuvor heruntergeladene Serien, sodass wenig Konversation betrieben wird. Auch mal ganz okay. Christoph hat Lucas am Steuer abgelöst, der wirklich mit Bravour den Dempster gefahren ist, was viel Konzentration und Aufmerksamkeit benötigte! Auch wenn es mal tüchtig gescheppert hat, manchmal muss man sich eben entscheiden.
Bei Pelly Crossing finden wir einen hässlichen und ungepflegten Campingplatz, nachdem wir Buddy eine ordentliche Dusche an der gegenüberliegenden Tankstelle verpasst haben. Trotzdem ist er noch nicht wieder so sauber, wie er sein könnte. Egal, besser als vorher allemal. Lucas hackt Holz und macht gleich Feuer, Mara erkundigt sich, ob es Wi-Fi gibt und wo wir zahlen müssen. Sie kehrt mit einer guten und einer schlechten Nachricht zurück. Die schlechte: kein Wi-Fi, die gute: wir müssen nichts zahlen und sollen unseren Platz nur aufgeräumt hinterlassen. Ist doch klar! Christoph schmeißt ein paar Mal die Angel in den Fluss und kommt ernüchtert zurück, da auf der anderen Uferseite jemand wild gestikuliert und mit einer Bärenhupe Lärm macht. Er fühlt sich angesprochen und kommt lieber zurück. Schwarz angelt er ja nicht – eine Lizenz hat er sich gekauft für Yukon. Nach dem Essen (Gegrilltem mit Corn [Maiskolben] und Folienkartoffeln mit Sour Creme (saurer Sahne), sitzen wir noch eine Weile am Feuer zusammen und machen Lageplanung. Am nächsten Tag soll es – mal wieder – früh losgehen. Haha! Überschlägig haben wir errechnet, dass wir erst um die 135$ Campinggebühr bezahlt haben, einmal wegen des häufigen „Wild-Campens“, wegen der beiden „geschenkten“ Übernachtungen, weil niemand da war und weil für Yukon von unserem Reiseveranstalter fünf Voucher (spricht sich: Wautscher, Gutscheine) bekommen haben für Übernachtungen in Provincial Parks.

Aurora bei Pelly Crossing. Nur die Kamera hat sie gesehen.