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Five Finger Rapids und Whitehorse

Wir starten – kaum zu glauben – um 7:30 Uhr! Für eine Tasse Tee nehmen wir uns vor der Abfahrt noch Zeit, mein „geheiligter“ Kaffee muss warten. Gegen 8:45 Uhr waren wir an den Five Finger Rapids, den Stromschnellen des Yukon. Da es noch so früh war, und die Kinder noch verschlafen, haben wir verzichtet, den Rundwanderweg von ca. 1 Stunde Dauer zu gehen. Wir haben auch wirklich viel vor heute.
An einem Campingplatz am Lake Laberge machen wir Halt, um in Ruhe das Frühstück zuzubereiten. Christoph nutzt, wie immer, die Nähe zum Wasser, um die Angel auszuwerfen. Auch diesmal kein Erfolg. Wir treffen auf „Heiner“, der sich uns so über den Namen auf seinem vorderen Nummernschild vorstellt. Er sah nicht „typisch Deutsch“ aus in seinem Holzfällerhemd und holzhackend, aber mir rutschte das „Guten Morgen“ anstelle, des „Hello“ oder „Good Morning“ einfach raus, was mich kurz selbst erschreckte. Da er aber genauso antwortete, hatte ich wohl instinktiv die richtige Sprache gewählt. Auf dem Weg seinen wunderschönen Jagdhund auszuführen, blieb er bei uns stehen und wir unterhielten uns kurz. Unschwer zu erkennen, kommt er aus Hamburg und er mache ebenso Urlaub in der Gegend wie wir, er vornehmlich in Alaska, aber seine Zeit sei nun nach fast acht Wochen rum. Hä? Acht Wochen Urlaub? Wer kann das machen? Nächstes Jahr gehe er in Pension und sei dann noch länger da. Das hört sich irgendwie nach Professor an…Er hat sich von Fraserway einen Wagen aus der Flotte gekauft, einen Camper, so wie wir ihn fahren. Der steht dann das Jahr über auch dort auf dem Hof und wird für ihn fertig gemacht, sobald er sich anmeldet, dass er kommt. Auch eine Möglichkeit! Seit 16 Jahren kommt er, seit sieben Jahren hat er den Camper. Der Hund kommt immer mit, das ist völlig unproblematisch.
In Whitehorse angekommen, fahren wir direkt zur Vermietstation und ich lasse mir meine Tasche geben, um Christophs Angel zu holen. Jetzt ist seine Welt wieder heil! Weiter geht es mit „Hamster“-Einkäufen für die nächsten Tage, Gasflasche auffüllen, Dreckwasser loswerden, Visitor Center, Frischwasser auftanken und Wäsche waschen. Kommenden Montag ist Labour Day (Tag der Arbeit) und werden auch Geschäfte geschlossen sein. Viele Kanadier nutzen das lange Wochenende für Ausflüge.
Die Familie setzt mich am Laundromat ab und ich kümmere mich darum. Währenddessen erledigen die drei anderen die restlichen Aufgaben. So ein Waschsalon hat schon was. In Deutschland habe ich noch nie so einen Ort aufsuchen müssen. Wenn unsere Waschmaschine mal den Geist aufgegeben hat, waren Schwiegermutter und Mutter da und haben ausgeholfen. Der Mitarbeiter des Ladens zeigte mir, dass es drei verschiedene Größen Waschmaschine gebe. Er rät mir eine große zu füllen und zwei kleine für die unterschiedliche Art von Wäsche. Ich befülle die Maschinen wie geheißen und setze mich zum Lesen auf die Bank. Eine halbe Stunde würden die Maschinen nur brauchen. Dann nochmal genauso lang für den Wäschetrockner. Hier werfe ich Sachen in den Trockner, die ich zuhause dort nie reintun würde, aber hier ist es erforderlich. Um die Wäsche von der Maschine zum Trockner zu transportieren, stehen kleine Wägelchen mit Drahtkörben bereit. Nachdem ich die Wäsche in die beiden Trockner umgesetzt hatte, kam mir kurz der Gedanke, dass meine Jacke gar nicht dabei war. Ach, wird schon im Gewühl dabei gewesen sein, denke ich mir. Zehn Minuten später macht mich der Mitarbeiter aufmerksam, dass ich die dritte Maschine vergessen hatte auszuräumen. Ach ja, da war ja was. Da ich mein frisch angefangenes Buch (Die Hauptstadt) schnell weiterlesen wollte, hatte ich die letzte Maschine ignoriert. Also Wägelchen wieder ran und noch den zweiten Trockner nachgefüllt und die Temperatur auf „low“ gestellt, da hier die „Delicates“ (Feinwäsche) getrocknet wird. Zwischendrin schaut Lucas mal bei mir vorbei und ich schicke ihn für eine weitere halbe Stunde nochmal weg, da einige Handtücher noch nicht trocken waren.
Ich muss gestehen, dass ich zum ersten Mal Männer gesehen habe, die ihre Wäsche selbst erledigten, junge, „mittel-alte“ und ältere Herren. Ein davon hat hingebungsvoll seine Wäsche zusammengelegt, so als ob er sich freue, sie gleich in den Schrank zu setzen und alles ordentlich zu haben.
Wie wir in Neufundland 2012 erfahren hatten, ist es völlig normal, dass kanadische Männer dem Ruf der Arbeit folgen und zum Teil dafür wochenlang von ihren Familien getrennt sind. Klar müssen sie dann auch ihre Wäsche selbst machen.
Und damit Ihr eine Vorstellung von den Ausmaßen des Waschsalons habt: fünf Reihen Waschmaschinen (zu beiden Seiten bestückt), also ca. 35 Maschinen und an der Längswand entlang 12 Trockner, sehr große Trockner! Und wie es sich gehört einige davon „Out of order“. Tagesziel: Campground Conrad bei km 90 des Klondike Highway. Zwei Voucher haben wir ja noch. Grins.

Wunderschön angelegt ist der Campground. Da wir Plätze am Wasser immer bevorzugen, nehmen wir das Risiko um 17:30 Uhr auf und, ggf. umziehen zu müssen, falls noch jemand mit Anrecht auf den Behindertenplatz hat. Wir wollen es jetzt etwas langsamer angehen und zwei Nächte auf dem Platz bleiben. Die großen Strecken haben wir hinter uns, und da alle mal gefahren sind, war das auch gut zu bewältigen. Leider ist das Wetter uns nicht mehr ganz so gewogen, wie die ersten Tage. Wir alle sehnen uns nach etwas Sonne. Mara nutzt die Möglichkeiten und wirft sich in ihren Sportdress und geht erst einmal joggen. Immerhin sechs Kilometer schafft sie in mehreren Runden um den Platz und rauf und runter. Krafttraining schließt sich an mit Stemmen von Holzscheiten und größeren Stämmen. Sie weiß sich zu helfen und ist danach ganz happy, sich mal wieder nach der vielen Fahrerei und den wenigen Möglichkeiten, sich auszutoben, bewegt zu haben. Christoph? Angel.
Conrad ist der neueste Provincial Park in Yukon. Es gibt viele, sehr tiefe und gut belüftete „Outhouses“, viele bärensicherer Müllcontainer und sogar einen schönen Spielplatz für Kinder mit Ferngläsern, durch die auch kleine Menschen durchschauen können. Der Park ist umrahmt von Bergen, zum Teil mit Schnee auf dem Gipfeln und der Marsh Lake zieht sich weitläufig durch die Landschaft. Da ein ziemlicher Wind weht, ist es ohne Feuer draußen richtig frisch.