Auslandsblog.de - Kostenlose Blogs für Abenteurer

Der Dempster

„Vergessen Sie alles, was Sie je über den Dempster Highway gehört haben – er ist eine gut ausgebaute Straße“, verspricht der Reiseführer. Also gut, in meiner Vorstellung müsste das dann eine bessere Straße sein als 1993. Weit gefehlt! Die ersten 72 km bis zum Tombstone Campground präsentiert sich der Dempster in keinesfalls besserem Zustand, als damals. Schlaglöcher-durchsät und rutschig-nass, lenkt Mara den Big Buddy gen Norden und wir brauchen dafür 1,5 Std.
Auf dem hoch frequentierten Campground nehmen wir einen Stellplatz, der eigentlich Gruppen vorbehalten ist, jedoch nach 7:00 p.m. für andere Nutzer freigegeben ist.
Der Wagen sieht aus „wie Sau“ von dem Matsch des Dempster.

Es gibt einen großen „Gemeinschaftsraum“, in dem ein Ofen brennt, die „Fenster“ mit Folie abgespannt sind, und die hartgesottenen Camper und Wanderer, die nur mit Zelt und Auto unterwegs sind, zum Aufwärmen und dort Kochen einlädt.
An der Einfahrt erblicken wir das Warnschild zu Bären und Wölfen und beschließen nachts besser nicht das „Outhouse“, das Plumpsklo, für das kleine Geschäft aufzusuchen. Das muss im Gebüsch erledigt werden, sofern überhaupt nötig.

Nach einem ersten Bier gegen den Durst, dem Fisch für Christoph und mich (L&M sind keine Fisch-Liebhaber!) und einem gut wärmenden Eintopf, den unser Chef wieder vorgekocht hatte, beschließen wir eine Runde Kniffel im Gemeinschaftshaus zu spielen, da das Lagerfeuer zwar wärmte, aber wir im Regen sitzen müssten.
Dort angekommen, fanden wir drei Tische vor, zwei davon belegt und einer dreckig. Irgendwelche Vorgänger haben nicht sauber gemacht, überall noch Reis und Soßenreste, und das ist höchst unerfreulich, wenn alle die Warnhinweise befolgen, um zu vermeiden, dass Bären oder Wölfe angelockt werden, und dann einzelne sich wie „die Axt im Walde“ verhalten.
Eine Gruppe zusammengewürfelter Amerikaner gaben lautstark mit all den tollen Hikes (Wanderungen), die sie schon sonst wo auf der Welt unternommen hatten an, und übertrafen sich damit gegenseitig. Das ist toll und auch beneidenswert, aber warum so laut?
Am zweiten Tisch saßen zwei Frauen und ein Mann vertieft in Buch und E-Book-Reader. Von ihnen kein Mucks, vermutlich eingeschüchtert durch die gerade beschriebene Truppe.

Nun, geräuscharm waren wir aber sicher auch nicht mit dem Würfelbecher und den fünf darin befindlichen Würfeln, die man zum Kniffeln eben braucht. Mara freut sich still über den gewürfelten Kniffel (alle Würfel zeigen die gleiche Anzahl Augen), was ihr den Sieg der ersten Runde beschert. Ich murmele nur: „die Letzten werden die Ersten sein“ und bestätige dies in der zweiten Runde, die wir dann im Camper gespielt haben, indem ich selbst einen Kniffel schaffte, der meist den Sieg bedeutet, wenn man der oder die einzige Spieler_in bleibt, die es schafft.
Noch erwähnenswert ist die dritte „Reisegruppe“, die ihren Weg in die Grillhütte fand. Zunächst kam einzelner Chinese und ließ sich vom hilfsbereiten Californier erklären, wie man die Camp-Zettel ausfüllt. Als er zurückkam, hatte er Frau und Tochter im Schlepptau. Seine Frau trug am linken Arm ihr Markenhandtäschchen, was hier so deplatziert war, dass ich alle Kraft zusammennehmen musste, um nicht los zu prusten. Nicht viel besser die Tochter, die in wenig den Umständen angepasster Kleidung sich an den Tisch setze und sofort die Ohrstöpsel in die Ohren fummelte. Mara meinte nur: „so hat die sich sicher den Urlaub vorgestellt“. Sie haben sich eine chinesische Fertigsuppe aufgebrüht.

Wir beschließen den Abend mit Rotwein, Lucas mit Whiskey Ginger und Mara mit Ginger Ale, begeben uns in die schnell gemachten Betten, werfen die Standheizung an und kuscheln uns in die mitgebrachten Schlafsäcke (außer mir, mir reicht die Decke). Frühes Losfahren ist mal wieder der Plan für den kommenden Tag.