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Bis ans Ende der Welt

Weniger problematisch war die zweite Fähre über den McKenzie River, die Arctic Red River Ferry. Das Delta des McKenzie ist das größte Flußdelta in Canada und das zehntgrößte der Welt. Der Fluss zieht sich durch ein Fünftel Canadas und wird in der westlichen Welt nur vom Mississippi und Amazonas im Ausmaß übertroffen. Wir brauchen für die Querung zehn Minuten. Weitere 128 km Hubbelpiste weiter erreichen wir Inuvik und fahren zielstrebig den Visitor Center an. Ein sehr neu angelegtes Touristenbüro, sehr schön ausgestattet und sehr informativ. Inuvik hat sich auch ausgedehnt über die Jahre und profitiert vom immer weiter zunehmenden Tourismus. So ganz exotisch wie vor 25 Jahren ist eine Reise in diese Gegend nicht mehr.
Ich nehme dort meinen Morgenkaffee, kostenlos im Angebot, und brauche so keinen mehr im Camper machen. Wir informieren uns, wo wir waschen, den Wagen tanken, dumpen und mal bisschen sauber „kärchern“ (Dampfstrahler) können und was uns sonst nicht entgehen sollte Den Curling Club, von dem Trish uns wegen des Moschusochsenburgers erzählt hat, kennt hier keiner mehr. Aber die Kirche, wie wir sie in Erinnerung haben, steht noch.


Wir verabreden zuerst mal die Wäsche zu erledigen, da die Maschine und Trockner ja eine Weile laufen und andere Dinge während dieser Zeit erledigt werden können. Im „Laundromat“, der 24 Stunden, 7 Tage (abgekürzt 24/7) zur Benutzung offen ist, kümmern sich Mara und ich um die Wäsche. Lucas und Christoph kümmern sich um das Kleingeld, welches die Automaten schlucken. 5$ zahlen wir in Loonies (1$-Stücke) oder Quarters (25ct.-Stücke) für zwei Wäscheladungen und zwei Trocknereinheiten.
Mara und ich lesen während die Maschinen laufen im Stehen, wir sitzen genug im Auto.
Mit frisch aufgefülltem Wassertank, entleertem Abwassertank, vollem Diesel-Reservoir und frischen Klamotten, machen wir uns um 14:00 Uhr auf den Weg zum örtlichen Supermarkt für ein Frühstück. Wir hoffen, etwas Leckeres zu finden und da es schon recht spät ist, käme uns auch ein ganzes gegrilltes Hühnchen gelegen. Eines fanden wir auch in der Wärmetheke, aber direkt neben dran war Pizza Hut und Kentucky Fried Chicken und die Wahl fiel darauf. Wir bestellten Pizza und ein paar Chicken Wings – und Stripes und warteten auf den Aufruf, unser „frisch“ zubereitetes Essen abholen zu können. Eine kleine Essecke für Besucher war eingerichtet, in dem Konglomerat von Warenhaus mit Quad und Snowmobilen, Kleidung, Spielzeug und Pharmazieprodukten, Fast-Food-Ketten und Lebensmittelsupermarkt.
Mara überkam ein kleiner „Flash“ ob der Andersartigkeit der dortigen Menschen, ihrem Aussehen, ihrer Kleidung (flip-flops und Shorts bei 5°), und dass alles so anders ist, als sie sich vorgestellt hatte. Irgendwie stellte sich ihr das alles viel unfreundlicher vor, auch die Menschen schienen ihr unglücklich. Alles erschien ein wenig trostlos.
Wir bekommen unsere beiden Pizza und die Hühnchenstücke sowie eine kleine Pizza extra. Wir vermuteten das Angebot falsch verstanden zu haben, oder als Zugabe, weil wir recht lange warten mussten. Nichts davon war der Fall: als wir die kleine längst gefuttert haben, kam die Küchenmitarbeiterin und fragte uns nach der Pizza. Tja, sorry, die ist weg. Viel danach brachten wir nicht mehr runter, da so viel Käse drauf war, dass jeder nur 2 Stückchen schaffte. Und so brauchte es nicht lange bis Lucas sagte: „gut, der Rest kommt morgen aufs Pausenbrot“. Der geflügelte Familienspruch für alles, was beim Essen übrig bleibt, egal ob Suppe, Nudeln, Reis oder eben Pizza. J

Wir packen noch ein paar Kilometer drauf, unser vorgebuchtes Kontigent von 4500 km werden wir weit überschreiten, und fahren bis nach Tuktoyaktuk. Auf dem Weg sind einige Wetterstationen oder sonstige Forschungseinrichtungen zu sehen und das McKenzie Delta durchfahren wir bei Bewölkung und auch Regen. Und so bleibt es bis Tuk. Der Campingplatz ist eine Landzunge direkt am Arctic Ocean, es gibt eine Schutzhütte und ein Outhouse (welches sich als schlecht geleertes Dixieklo erweist) sowie Fire Bins und Picknicktische. Da es jedoch ziemlich frisch ist und dazu ein Wind pfeift, ist draußen essen nicht angezeigt.

Christoph versucht erneut sein Weidmanns Glück am Ocean (wer kann schon von sich behaupten, dort geangelt zu haben!?), Mara und ich lesen und zum Abendessen um 21:30 Uhr machen uns eine wärmende Suppe.
Um 23:30 Uhr begeben wir uns in die Falle und hoffen bald einschlafen zu können, denn dunkel wird es später.
Christoph und Lucas sehen nachts noch die Polarlichter, aber sie kommen wenig durch die Wolkendecke und so macht es keinen Sinn sie zu fotografieren.