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3.9. – Labour Day

Atlin, die Künstlerkommune liegt in British Columbia und ist, wie könnte es anders sein, aus der Goldgräberzeit entstanden. Sie verwaltet sich eigenständig, gehört aber zur Provinz. Das „Nest“, denn mehr ist es auch nicht mit seinen 300 Einwohner_innen, besteht aus diversen Art Gallerys, einer Tankstelle, einem Lebensmittelladen, ein zweiter hat schon aufgegeben, diversen Lodges, die man sich mieten kann und einem Hotel. Wasserflugzeuge parken neben diversen Motorbooten am Hafen des großen Atlin Lakes. Einige besondere Häuser, manche dem Verfall nahe, andere bunt aufgehübscht, wieder andere frisch gebaut, oder von besonderer Architektur prägen das Bild des Ortes, der malerisch am Seeufer liegt.

Hexenhaus?

Beim Erreichen des Campingplatzes, einem Schotterplatz am Seeufer, kommt der Inhaber auf uns zu. Er bietet uns das „Penthouse“ an, ein Platz auf einer kleinen Landzunge mit Picknicktisch und Sonnenschirm. Wir nehmen das Angebot für $ 35 inklusive Strom und Frischwasserzulauf an, wenngleich wir unseren „Host“ als Abzocker einstufen. Aber die Aussicht ist „breathtaking“, wie Nordamerikaner_innen sagen würden, atemberaubend. Es ist strahlender Sonnenschein, das Wasser reflektiert die uns umgebenden Berge und die Inseln. Unglaublich schön.

(Bild: Llewellyn Glacier)

Mr. Norseman, so heißt der Host, weist uns noch darauf hin, dass wir ab und an Besuch eines Bald Eagle bekommen könnten, der sich gerne am Platz auf dem Strommast niederlässt. Herzlich willkommen!


Lucas hat über seine „Aurora“-App festgestellt, dass die Aussichten, wieder Polarlichter sehen zu können, sehr gut sind.
Nach dem Baseballturnier scheint der Ort fast menschenleer. Gewiss, hie und da sieht man mal eine Seele, aber da auch „Tag der Arbeit“ heute ist, sind kaum mehr Menschen da. Die ältere Dame im örtlichen Museum mit angeschlossenem Visitor Center erklärt uns, dass die Saison nach Labour Day vorbei sei. Sie würde auch den Ort am nächsten Tag verlassen.

Eine Runde Wäsche waschen und duschen im „Laundromat“ und „Public Shower“ haken wir ab, Haare trocknen beim Warten im Sonnenschein, bis der Wäschetrockner seine  Artbeitsleistung erbracht hat.
Wir haben auch wieder Bären-Warnung, werden jedoch darauf hingewiesen, dass diese das ganze Jahr gilt, und daher höchste Aufmerksamkeit bezüglich Duftstoffen und Abfall immer gilt.

In atlin gibt es jedes Jahr ein Künstlerfest und eine entsprechende Bank. Diese haben wir gefunden.

   
Die Sache mit dem Wasserflugzeug lässt uns nicht los. Einmal damit fliegen wäre schon toll. Wir warten auf Chris, den Piloten, ein Schweizer, der im Alter von 13 Jahren mit seinen Eltern und drei Geschwistern nach Ontario ausgewandert ist (wurde?). Es stellt sich heraus, dass sein Angebot nicht in unserem Budget ist: 1000 $ möchte er für einen einstündigen Flug über den Gletscher, oder wo auch immer wir hinwollen. Die Maschine habe für sechs Personen Platz. Einstimmig sagen wir, dass uns das zu viel sei. Er bleibt trotzdem noch eine Weile und erzählt uns wie es dort so ist und es sich leben lässt. Auch gesteht er Christoph zu, an seinem Platz die Angel ins Wasser werfen zu dürfen.


Da wir auf einem privaten Platz sind, dürfen wir Campfire machen und bereiten uns auf dem Grill Folienkartoffeln, Fleisch und Würstchen zu. Der abendliche Gin-Tonic im Licht der untergehenden Sonne darf nicht fehlen.
Unsere Vorräte gehen zur Neige und wir hoffen, am nächsten Tag diese wieder auffüllen zu können, da nach dem Turnier die Regale leer gekauft erschienen.

Als wir uns alle bettfertig gemacht haben und Christoph nochmal rausschaute gen Norden, erstrahlten die Nordlichter wieder für uns. Was für ein Schauspiel! Sie zogen sich Hundert Meter weit in grün und lila/magenta. Im Camper einer anderen deutschen Familie war noch Licht und so ging ich hin, sie zu informieren, was es zu sehen gab. Dass es nachts am Camper klopft ist ein eher unnatürliches Geräusch, auch etwas beunruhigend. Von hinten hörte ich den Mann im „Schimpfton“ etwas sagen und schließlich machte sie auf. Ich entschuldigte mich für die Störung, wollte sie aber doch auf die Polarlichter hinweisen. Ein verwirrtes: „Ah, danke“ folgte als Reaktion. Der mitreisende ca. 13-jährige Junge hingegen war hellauf begeistert und kam rausgestürmt. Nicht verkneifen konnte ich mir den Hinweis, dass man sie besser sehe, wenn das Licht im Camper gelöscht wird.
Wir haben dann etwa eine halbe Stunde, in Decken eingemummelt, den tanzenden Lichtern zugesehen. Es war wunderschön. Bilder gibt es reichlich davon. Amüsiert haben wir bei der anderen Familie sehen können, dass sie Fotos mit Blitz gemacht haben.